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Finanzübersetzer aus Leidenschaft

«Es hat seither keinen Tag gegeben, an dem ich nicht gerne arbeiten gegangen bin.»

Die schönste Übersetzung nützt nichts, wenn sie fachlich nicht korrekt ist. Aus diesem Grund müssen sich zum Beispiel Finanzübersetzer bei SwissGlobal auch in der Branche auskennen, für die sie übersetzen.

Gerade bei stark regulierten Branchen wie Finanzdienstleistern ist ein vertieftes Verständnis der zugrunde liegenden Konzepte wichtig, damit keine Fehler passieren.

Doch auch abgesehen vom Fachwissen ist Übersetzen ein Beruf, der viel Wissen und technisches Verständnis fordert. Unser Finanzübersetzer Daniel Prontera beschreibt in diesem Artikel, wie er einem Herzenswunsch folgte und Übersetzer wurde.

«Vernunftentscheid» gegen Traumberuf

Als Kind war ich von den Simultanübersetzungen in «Wetten, dass..?» fasziniert. Für mich war klar, ich wollte Dolmetscher werden. Doch dann habe ich mich aus Vernunftgründen trotzdem für BWL entschieden. Die Karrieremöglichkeiten sahen einfach besser aus. Nach dem Lizenziat arbeitete ich in der Buchhaltung und Lohnadministration, machte zusätzlich den Fachausweis Finanzplaner. Das war zwar interessant, doch so richtig mit dem Herzen war ich nicht dabei.

Deshalb kündigte ich die Stelle, nahm mir einige Monate Zeit und beschloss, meinen Kindheitstraum wahr zu machen und Übersetzer zu werden. Ich begann ein Übersetzerstudium an der ZHAW, das ich 2016 mit dem Master in Fachübersetzung abschloss.

Kurz nach meinem Abschluss kam ich für ein Praktikum zu SwissGlobal und bin geblieben. Ich bin als Fachübersetzer für Banken und Finanzdienstleister zuständig. Da bei SwissGlobal alle Texte im 4-Augen-Prinzip übersetzt werden, revidiere und korrigiere ich auch häufig Übersetzungen von anderen Fachübersetzern. Mein Berufswechsel war die beste Entscheidung meiner Karriere. Es hat seither keinen Tag gegeben, an dem ich nicht gerne arbeiten gegangen bin.

BWL war nicht umsonst

Die grösste Herausforderung für Finanzübersetzer besteht darin, den Inhalt zu verstehen. Man braucht ein allgemeines Verständnis der Zusammenhänge und der Produkte. Und man muss natürlich die Finanzterminologie im Griff haben. Hinzu kommt, dass in Wirtschaftstexten oft Metaphern verwendet werden. Es ist sehr anspruchsvoll, bildhafte Ausdrücke so zu übersetzen, dass sie nicht schief wirken (und falsch verstanden werden).

Für mich war es ein kleiner Schritt zum Fachübersetzer Finanzwesen. Hier konnte ich vom BWL-Studium und dem Fachausweis als Finanzplaner profitieren. Dennoch muss auch ich mich bei manchen Texten einlesen.

Qualität braucht mehr als Sprachkenntnisse

Es gibt Strategien, um mit einem Text klarzukommen. Zuerst lese ich den Ausgangstext und versuche ihn soweit wie möglich zu verstehen. Und den Rest muss ich recherchieren. Zu wissen, was wie wo zu finden ist, ist eine Grundkompetenz eines ausgebildeten Übersetzers. Denn im Internet findet man alles, aber auch gerne einmal das Gegenteil. Hier ist es wichtig, die richtige von der falschen Information zu trennen. Deshalb ist die Recherche auch ein wichtiger Bestandteil des Übersetzungsstudiums.

Die ISO-Zertifizierung verlangt eine regelmässige Weiterbildung der Mitarbeitenden. Und so besuche ich immer wieder Seminare zu relevanten Themen wie Revision, Lektorat und Evaluierung von Übersetzungen oder Post-Editing von maschinellen Übersetzungen.

Maschinelles Übersetzen als Chance

Seit dem Übergang von rein statistischem zu neuronalem maschinellem Übersetzen (NMT) hat das maschinelle Übersetzen riesige Fortschritte gemacht. Doch ganz ohne menschliches Zutun funktioniert auch NMT nicht.

Für den Kunden kann maschinelles Übersetzen eine gute Wahl sein, doch man muss sich der Grenzen bewusst sein. Nicht alle Textsorten eignen sich. Am besten funktioniert NMT für grosse Textvolumen, um zu erfahren, worum es geht. Entscheidend ist vor allem, was der Kunde erwartet. Viele wissen nicht, was eine NMT leisten kann und was nicht und sind dann vom Ergebnis enttäuscht.

In Kombination mit einem sauberen Translation Memory und einer Terminologiedatenbank entsteht bereits ein recht gutes Ergebnis. Doch die Übersetzung muss in einem Post-Editing kontrolliert und angepasst werden.

Mensch und Maschine: Das Beste aus zwei Welten

Natürlich muss ein Post-Editing schneller gehen als eine Übersetzung oder eine Revision. Die Techniken dazu muss man sich erst aneignen. Das erfordert einen guten Instinkt. Oft schleichen sich subtile Fehler ein, die man nur sieht, wenn man weiss, wie die Maschine funktioniert. Es hilft natürlich, wenn man sich mit der Thematik auskennt.

In Zukunft wird in der Übersetzung Automatisierung wichtiger werden. Der Übersetzungsmarkt wächst mit fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Unternehmen veröffentlichen immer mehr Inhalte, wofür vor allem Internet und soziale Medien verantwortlich sind. Das Auftragsvolumen wird also eher steigen als sinken.

Die Maschine hat auch Grenzen

Der Trend geht klar in Richtung maschinelles Übersetzen, doch der Mensch bleibt unverzichtbar. Auf der anderen Seite des Spektrums steht die Transkreation, also kreative Übersetzungen, die die Persönlichkeit einer Marke transportieren. Diese Texte müssen kulturelle Unterschiede und Vorlieben der Kunden berücksichtigen. Das kann eine Maschine nicht leisten.

Auch wenn die Übersetzungsbranche immer wieder totgesagt wird, sind die Aussichten für Übersetzer und Sprachdienstleister gut. Wer professionell arbeitet und sich immer auf dem neuesten Stand hält, hat auch in Zukunft gute Karten.