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Interkulturelles Dolmetschen per Video – effizient und kostensparend mit dolmX

Es ist offiziell! Eine der neuesten und innovativsten Plattformen für interkulturelles Dolmetschen per Video der Schweiz ist live. Geschäftsführerin Anja Höfs erklärt, wie dolmX entstanden ist, an wen sich die Plattform richtet und wie das Unternehmen den aktuellen Bedürfnissen gerecht wird.

Welchen Service bietet dolmX für wen an?

dolmX ist eine Plattform für interkulturelles Dolmetschen per Video. Beim interkulturellen Dolmetschen geht es darum, Menschen mit Migrationshintergrund Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu geben, zum Beispiel im Bereich Gesundheit, Asyl oder Bildung. Über unsere Plattform können Kunden einfach angeben, wann sie für welche Sprachen einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin benötigen, und werden dann automatisch mit einer Person aus unserem Pool «gematcht». Der Einsatz findet dann digital statt, über unsere eigene Videotechnologie, die in die Plattform integriert ist.

Weshalb wurde dolmX gegründet?

In der Pandemiezeit haben wir festgestellt, dass vieles auch remote geht. Auch Situationen, von denen wir immer dachten, dass man sich face-to-face sehen muss, haben nach einer relativ kurzen Eingewöhnungsphase digital auch ganz gut funktioniert. Dann haben wir rausgefunden, wie viele Kosten im Bereich Dolmetschen durch Reisewege entstehen – es ist gar nicht selten, dass Einrichtungen für die Reisespesen mehr ausgeben als für das Dolmetschen selber! Da liegt der Gedanke nahe, dass man Kosten und Ressourcen besser verteilen und letztlich einfach mehr dolmetschen könnte.

Gegründet wurde dolmX dann im September 2021 von Lukas Keller von der Webentwicklungsfirma nadlo sowie von Mark Cheetham und Matthias Trümpy von der Sprachdienstleisterin SwissGlobal Language Services AG.

Was war euch besonders wichtig bei der Entwicklung von dolmX?

Wir wollten ein Produkt entwickeln, das einen sozialen Impact hat und ein echtes Problem adressiert. Der interkulturelle Aspekt stand von Anfang an im Vordergrund. Darum haben wir zum Beispiel nicht versucht, eine Plattform für das Dolmetschen bei Konferenzen oder Vorträgen zu entwickeln, sondern für das Dolmetschen in Situationen, in denen es um Zugang zu essentiellen Dienstleistungen wie Arztbehandlungen, Rechtsberatung, Schulgesprächen usw. geht.

Wichtig ist uns, dass die Buchung schnell und einfach funktioniert. Das baut Hürden ab, einen Dolmetscher hinzuzuziehen. Mit Blick auf den Einsatz im Spital sehen wir uns beispielsweise genau an, wie dolmX auf Tablets läuft, denn Tablets sind im Spitalalltag häufiger im Einsatz als Laptops.

Wichtig ist mir auch der Austausch mit den Dolmetschenden, die Spass daran haben sollen, unsere Plattform zu nutzen. Und weil es um erfolgreiche Verständigung für alle geht, bieten wir auch Dolmetschen in und aus verschiedenen Gebärdensprachen an.

Worauf kommt es beim interkulturellen Videodolmetschen an? Was sind die Kundenbedürfnisse und wie kommt dolmX diesen nach?

Interkulturelles Dolmetschen kann man sich als «Trialog» vorstellen. Die dolmetschende Person spielt eine aktive und sichtbare Rolle dabei, für Verständigung zwischen den Gesprächspartnern zu sorgen.

Vielen Kunden ist wichtig, dass Dolmetschende schnell und unkompliziert verfügbar sind. Wenn man einen Dolmetscher braucht, soll er am besten sofort zur Stelle sein – per Video lässt sich das realisieren. Wir arbeiten daher gerade daran, einen Pool an Dolmetschenden aufzubauen, der gross genug ist, um kurzfristige Anfragen in den am häufigsten benötigten Sprachen abdecken zu können.

Interkulturelles Videodolmetschen war zwar vor der Pandemie schon ein Thema – natürlich aber nicht in dem Ausmass, in dem wir es heute nutzen. Weshalb ist aus deiner Sicht diese virtuelle Lösung heute absolut unabdingbar? Welche Vorteile bringt das Videodolmetschen?

Wie schon gesagt: Viele haben in den letzten 2 Jahren einfach bemerkt, dass vieles auch remote funktioniert. Ein Teil der Skepsis ist weggefallen, Videomeetings sind uns heute weniger fremd. Hinzu kommt, dass zum Beispiel viele Spitäler während der Pandemiezeit auch ihre digitale Infrastruktur ausgebaut haben, also jetzt mehr Devices und bessere WLAN-Abdeckung vorhanden sind.

Aber aktuell werden Videolösungen für interkulturelles Dolmetschen in der Schweiz weiterhin nur wenig genutzt. Mit dolmX wollen wir dies ändern und zeigen, dass sich diese Lösung wirklich einfach und schnell umsetzen lässt.

Es geht gar nicht darum, dass wir alle Vor-Ort-Einsätze durch Videodolmetschen ersetzen wollen. In gewissen Situationen macht dies keinen Sinn. Manchmal ist es wichtig, einen Dolmetscher vor Ort zu haben, z.B. bei sehr emotionalen Gesprächen oder auch in Situationen in der Justiz, wo protokolliert werden muss und viel reguliert ist.

Wir möchten mit dolmX vor allem, dass Videodolmetschen eingesetzt wird, wenn es sich um einfache Gespräche handelt, für die sonst unverhältnismässige Reisespesen anfallen, und in Situationen, wo sonst Personal oder Angehörige als Laiendolmetscher hinzugezogen werden oder einfach komplett aufs Dolmetschen verzichtet wird.

Was ist deine Prognose für die Zukunft des interkulturellen Videodolmetschens? Worauf wird sich dolmX in den kommenden Monaten fokussieren?

Sowohl Dolmetschende als auch Institutionen sind offen dafür, mehr Videodolmetschen zu nutzen. Das zeigt sich ganz klar in der Resonanz, die wir aktuell erhalten. Ich bin sicher, dass 2022 viel mehr Dolmetscheinsätze in der Schweiz per Video stattfinden werden, in absoluten Zahlen, aber auch anteilig an der Gesamtmenge der Einsätze.

Da mehr als die Hälfte aller Einsätze im interkulturellen Dolmetschen im Gesundheitsbereich stattfindet, liegt unser Fokus in den kommenden Monaten vor allem darauf, dolmX in einigen Spitälern einzuführen, als Ergänzung zu deren Angebot an Vor-Ort-Dolmetschern. Wir haben an der Stelle das Glück, dass wir die trifact AG als Partner haben, die Devices für Kommunikation und Entertainment im Spital herstellt und damit schon in über 160 Spitälern in der Schweiz vertreten ist.

Ausserdem führen wir gerade Pilotprojekte zum Einsatz von dolmX in mehreren Gefängnissen durch.