Natural Language Processing – verstehen Sie die Sprache der Zukunft?
Vielleicht haben Sie die Bezeichnung «Natural Language Processing» oder kurz «NLP» schon einmal gehört. Höchstwahrscheinlich nutzen Sie NLP bereits im Alltag, ohne sich dessen bewusst zu sein. Zum Beispiel, wenn Sie mit Siri, Google Assistant oder Alexa kommunizieren. Doch hinter NLP steckt noch viel mehr. Wir haben mit Professor Manfred Vogel von der FHNW über NLP und dessen Potenzial für die Übersetzungsindustrie gesprochen.
Natural Language Processing steht für die effiziente Verarbeitung grosser Datenmengen. Dazu gehören gesprochene oder geschriebene Inhalte. Eine effiziente automatische Verarbeitung von Sprache ist für Sprachdienstleister gleich doppelt interessant.
Transkription oder Speech-to-text
Von Clips aus Nachrichtensendungen über TED-Talks bis hin zu Tutorials: Videos haben sich auf sozialen Medien durchgesetzt. Nicht überall können sie jedoch mit Ton angeschaut werden. Zur guten Videoetikette gehören deshalb Untertitel. NLP beschleunigt das aufwendige Transkribieren. Mehr zum Thema Transkription lesen Sie in unserem Blogbeitrag «Professionelle Transkription: Audio übersetzen leicht gemacht».
Maschinelle Übersetzung
Damit maschinelle Übersetzung funktioniert, muss die Maschine erst mit Sprachdaten trainiert werden. Das ist aufwendig und gerade KMU können die Vorteile noch zu wenig nutzen. Natural Language Processing kann das aufwendige Training effizienter machen.
SwissGlobal arbeitet zurzeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Università della Svizzera italiana (USI) an einer neuartigen Toolchain, die clevere Übersetzungstechnologien zu einer nahezu vollautomatischen Anwendung kombiniert. Damit rückt die Möglichkeit einer «hauseigenen» Übersetzungsengine für KMU in greifbare Nähe. Mehr über dieses Projekt erfahren Sie in unserem Blogbeitrag «Wissenschaftsprojekt Machine Translation: SwissGlobal erhält Förderung von Innosuisse».
Projektleiter Professor Dr. Manfred Vogel leitet das Information Processing am Institut für Data Science an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und ist der Experte in Sachen Natural Language Processing. Wir haben mit ihm über NLP und dessen Potenzial für die Wirtschaft gesprochen.
1. Professor Vogel, eine einfache Frage für den Anfang: Was bedeutet die Abkürzung «NLP» und worum handelt es sich dabei?
NLP steht für «Natural Language Processing» und es geht dabei um die Verarbeitung natürlicher gesprochener wie auch schriftlicher Sprache mit Computern. Es geht um das automatische Verstehen und Generieren von Sprache, die Gewinnung von Daten und Informationen aus Wörtern und letztlich um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine.
2. Wieso ist heute NLP relevant und wofür braucht man es? Können Sie ein praktisches Anwendungsbeispiel nennen?
Die von der Menschheit produzierte Datenmenge nimmt explosionsartig zu, und der grösste Teil dieser Daten ist unstrukturiert, d. h. in Form von Text. Um diese Datenflut verarbeiten zu können, sind Methoden aus dem NLP unumgänglich. Nehmen wir als Beispiel Rückforderungsbelege von Krankenkassen. Pro Jahr müssen in der Schweiz rund 100 Millionen solche Belege verarbeitet werden, was heute meistens noch manuelle Arbeit erfordert. Routinearbeiten dieser Art werden in Zukunft von intelligenten, NLP-basierten Systemen erledigt. Generell wird zukünftig viel Büroarbeit automatisiert. Dabei wird NLP eine sehr wichtige Rolle spielen und Office 4.0 wesentlich prägen.
3. Wie viel ist «Mathe, resp. Zahlen» und wie viel «Sprache, resp. Buchstaben» bei NLP? Also wie gross ist effektiv der Anteil der Sprache und wie viel ist Mathematik?
Die heutigen NLP-Modelle basieren auf Machine Learning-Methoden und dabei spielt die Mathematik tatsächlich eine sehr gewichtige Rolle. Glücklicherweise gibt es aber viele Software-Bibliotheken und Frameworks, die einem die schwierigsten mathematischen Operationen abnehmen. Man muss also nicht Mathematikerin sein, um NLP zu machen. Ein gutes mathematisches Verständnis ist aber dennoch Voraussetzung, um sinnvolle Modelle zu entwickeln oder Analysen durchzuführen.
4. Woran forschen Sie derzeit? Welche Probleme gibt es hinsichtlich der Entwicklung von NLP? Welche Herausforderungen treffen Sie an? Wo steht die Forschung aktuell und welches Potential erkennen Sie in NLP?
Unser Institut arbeitet generell an Machine Learning- und Deep Learning-Projekten, sehr oft in Zusammenarbeit mit Wirtschafts- und Industriepartnern. Es geht dabei um verschiedene Themen, wie etwa die automatisierte Verarbeitung von Dokumenten, beispielsweise für Buchhaltungssysteme, für Krankenkassen, Steuererklärungen, Verzollungsdokumente etc.
Ein spezielles Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit der ZHAW und der Uni Zürich vorantreiben, ist die Entwicklung eines Speech-to-text-Systems, das gesprochenes Schweizerdeutsch in hochdeutschen Text übersetzt. Die besondere Schwierigkeit dabei ist die Beschaffung der notwendigen Daten (Audios mit zugehörigen Transkriptionen), weil es im Schweizerdeutschen keine standardisierte Schriftsprache und viele Dialekte gibt.
5. Welchen Mehrwert bringt NLP für eine Sprachdienstleisterin wie SwissGlobal? Welchen potenziellen Nutzen und welche Möglichkeiten bringt NLP den Kunden von SwissGlobal in der Zukunft?
Grundsätzlich können dank NLP praktisch jedem Unternehmen, aufwendige und mühsame Routinearbeiten abgenommen und mit hoher Qualität erledigt werden. Sei es die Verarbeitung von Dokumenten oder die Auswertung von Sprachaufzeichnungen. Dies ermöglicht kostengünstigere Produkte und Dienstleistungen bei gleicher oder sogar besserer Qualität als in der manuellen Verarbeitung und erhöht die Produktionsgeschwindigkeit.
6. Die Arbeit mit NLP entwickelt sich schnell zu einer beliebten beruflichen Tätigkeit. Wie und wo kann man NLP lernen und welche Skills sollte man dafür mitbringen?
NLP wird seit jüngster Zeit an Hochschulen unterrichtet, sowohl auf Bachelor- als auch auf Master-Stufe. Auch gibt es spezialisierte Weiterbildungsangebote. Und ganz wichtig: Es gibt einige gute Online-Kurse und Tutorials, die für alle entweder gratis oder zu geringen Kosten verfügbar sind.
Wir stellen Innovation in den Dienst des Kunden
Technologie ist nützlich, wenn die Schnittstelle zwischen menschlichem Können und Maschine funktioniert. SwissGlobal setzt Technologien ein, um schnellere und effizientere Prozesse, sichere Datenübermittlung sowie qualitativ hochwertige und konsistente Übersetzungen zu gewährleisten. Bei SwissGlobal sind alle Systeme und Prozesse nach ISO 9001 und ISO 17100 zertifiziert. Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne.
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