SwissGlobal-Preis 2022: Im Gespräch mit den Gewinnerinnen
Dieses Jahr vergab SwissGlobal zum ersten Mal den SwissGlobal-Preis für die beste Abschlussarbeit im Bachelor Angewandte Sprachen an der ZHAW. Die zwei Gewinnerinnen waren Nelly Müller und Melanie Baer.
Wir waren im Gespräch mit den beiden erfolgreichen Absolventinnen und haben uns über Studium, Herausforderungen und Zukunftspläne unterhalten.
Nelly und Melanie, in eurer Arbeit habt ihr am Beispiel von Protestschildern den Diskurs zur Legalisierung der Abtreibung in Argentinien untersucht. Warum dieses Thema?
Einerseits haben wir durch die Sprache und das Reisen beide einen persönlichen Bezug zu Südamerika. Andererseits gilt Argentinien in der Abtreibungsgesetzgebung als Vorreiter und als Vorbild für andere Länder in Lateinamerika.
Die Legalisierung der Abtreibung ist darüber hinaus ein sehr umstrittenes und – wie aktuelle Ereignisse in Polen und den USA bestätigen – wiederkehrendes Thema. Dieses und andere feministische Anliegen liegen uns besonders am Herzen, weswegen uns schnell klar wurde, dass sich unsere Arbeit um dieses Thema drehen soll. Der Aspekt der sozialen Bewegungen und Proteste ergab sich einerseits, da Argentinien als protestfreudiges Land auch die Legalisierung der Abtreibung durch Proteste erreichen konnte, und andererseits, da Protestschilder als Kommunikationsmittel in linguistischen Untersuchungen noch nicht viel Beachtung erhalten haben.
Was war für euch die grösste Herausforderung beim Verfassen eurer Arbeit? Welchen Tipp würdet ihr zukünftigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Eine grössere Herausforderung war die Kategorisierung der gefundenen Protestschilder als erster Analyseschritt. Dies, da es sehr viele Möglichkeiten hierfür gibt und Protestschilder semantisch besonders gehaltvoll sind. Daher mussten wir für diesen Teil der Arbeit viel Zeit investieren, und mehrere Versuche und Coachings waren für die finale Kategorisierung nötig. In diesem Sinn hat es sich gelohnt, mit unseren Betreuungspersonen in regelmässigem Kontakt zu bleiben und ihre Inputs und Kritik zu berücksichtigen. Gerade da wir die Bachelorarbeit zu zweit geschrieben haben, war es für uns besonders wichtig, von Anfang an wöchentlich Zeit zu investieren, zusammenzukommen, uns auszutauschen und uns gegenseitig Feedback zu geben. Diese intensive Art der Zusammenarbeit hat in unserem Falle sehr gut funktioniert.
Wie gut konntet ihr das theoretisch Gelernte praktisch umsetzen beim Recherchieren und Verfassen eurer Arbeit? Gab es dabei spezifische Theorien oder Methoden aus dem Unterricht, die ihr als besonders hilfreich empfunden habt?
Eigentlich war das Verfassen der Bachelorarbeit wie eine Reise durch drei Jahre Studium (lacht). Mitten in der Analyse der Protestschilder ist uns plötzlich aufgefallen, dass wir auf extrem viel im Studium Erlerntes zurückgreifen konnten: Rhetorik, Argumentationsstrategien, Pragmatik, Verständlichkeit, Text-Bild-Bezüge und noch vieles mehr. Das hat uns in unseren angeeigneten Fähigkeiten und Kenntnissen bestärkt – was sehr schön war. Natürlich waren auch das Verfassen der Seminararbeit und die vielen Gruppenarbeiten während des Studiums eine gute Vorbereitung.
Wenn ihr nun als Absolventinnen auf euer Studium zurückblickt: Welche Themen oder Fächer schätzt ihr als besonders wichtig und relevant ein für den erfolgreichen Transfer in die Arbeitswelt?
Wir würden sagen, dass besonders die Zielgruppenaffinität eine wichtige Kompetenz ist, die uns sowohl in der alltäglichen als auch in der professionellen Kommunikation stets begleitet und hilft. Diese wurde uns in diversen Kursen, insbesondere im Übersetzen, wiederholt vermittelt. Unsere interkulturelle Sensibilität und das Verständnis für eine verständliche Kommunikation wurden geschärft. So überlegen wir uns beispielsweise zweimal, ob wir Sätze ineinander verschachteln oder schneller einmal einen Punkt setzen.
Und zu guter Letzt: Was steht als Nächstes an für euch beide und was macht ihr mit dem SwissGlobal-Preisgeld von CHF 2’500.–?
Nelly: Zurzeit mache ich ein einjähriges Praktikum in einer NGO, die in den Bereichen internationaler Kindes- und Erwachsenenschutz sowie Migration tätig ist. Anschliessend würde ich gerne einen Master mit Fokus auf Migration, Konfliktlösung und Nachhaltigkeit machen.
Melanie: Seit September arbeite ich für sechs Monate als Praktikantin in einem Unternehmen, das sich der nationalen Kampagnenarbeit widmet, unter anderem mit Non-Profit-Organisationen. Bevor ich nächsten Herbst meine Ausbildung möglicherweise mit einem Master in Internationalen Beziehungen fortführen möchte, reizt es mich, im Frühling für längere Zeit Asien zu bereisen.
Über das Preisgeld freuen wir uns natürlich sehr! Was wir damit machen möchten, wissen wir beide noch nicht mit Sicherheit. Fest steht jedenfalls: Wir möchten damit Kultur, aktivistische Projekte und/oder feministische Organisationen – vielleicht solche, die im Ausland für die Legalisierung der Abtreibung kämpfen – unterstützen
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