Willkommen im Metaverse: So geht Sprache in 3D
1992 veröffentlichte der visionäre Autor Neal Stephenson Snow Crash, einen Roman, in dem seine realen Figuren viel Zeit als digitale Avatare in einer riesigen Online-Umgebung, dem sogenannten Metaverse, verbringen. Schnellvorlauf ins Jahr 2019: Facebook gibt sich den neuen Namen «Meta Platforms» und das alte-neue Unternehmen gibt bekannt, dass es sich an der Schaffung des Metaverse beteiligen will, einer riesigen Online-Umgebung, in der reale Menschen viel Zeit als digitale Avatare verbringen.
Science Fiction wird Realität
Tatsächlich sind die Versuche, eine Online-Welt zu schaffen, in der die Nutzer eine virtuelle Ersatzexistenz führen, nicht neu – Second Life ist ein bekanntes Beispiel hierfür. Die 2003 erstellte Plattform war ein Phänomen ihrer Zeit, auch wenn rechtliche, moralische und technische Probleme damals verhinderten, dass die angestrebte digitale Revolution herbeigeführt werden konnte. Sie ist aber auch heute noch in Betrieb, wobei einige Quellen von bis zu 500’000 aktiven Nutzern pro Monat sprechen.
Diese neue Version des Metaverse soll jedoch dank Augmented Reality, Mixed Reality und Virtual Reality eine vollständig immersive 3D-Interaktion mit anderen Menschen in Echtzeit rund um den Globus ermöglichen. Und dies ist denn auch einer der Gründe, warum es noch nicht existiert – weil die Technologie noch nicht ausgereift ist. Aber Technologie und Innovation schauen stets voraus in die Zukunft und die Möglichkeiten, die sie bereit hält. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie sich das Metaverse in Zukunft auf die Sprachdienstleistungsbranche auswirken könnte – mit ein paar Verweisen auf die frühen Anwender dieses bahnbrechenden Internets 2.0.
Was Hans von Hänschen lernen kann
Haben Sie am kürzlichen Webinar teilgenommen, das von Interprefy, einem Unternehmen für Eventlösungen, im Metaverse durchgeführt wurde? Die Diskussionen, die von der Frage, was einen guten Avatar ausmacht, bis hin zur Überwindung von Sprachbarrieren reichten, kratzten zwar nur an der Oberfläche, waren aber dennoch nützlich. Denn Tatsache ist: Das Metaverse hat das Potenzial, die Art und Weise, wie die Sprachdienstleistungsbranche tickt, zu verändern.
Wir haben bereits über AI-gesteuerte synthetische Sprecher gesprochen, aber wie wäre es mit holografischen, von Menschen gesteuerten Dolmetschern, die an Konferenzen, Kongressen, Eröffnungen und Sitzungen teilnehmen könnten, ohne das eigene Zuhause verlassen zu müssen? Sie brauchen ganz kurzfristig jemanden, der Mandarin spricht? Im Metaverse finden Sie ihn. Sie möchten sich mit einem Experten für juristische Übersetzungen über die Bedeutung einer bestimmten Vertragsklausel beraten? Sie brauchen dazu nicht ins Stadtzentrum zu fahren, sondern gehen einfach ins Metaverse. Sie suchen einen Sprachpartner, mit dem Sie bei Ihrer neuen plattformübergreifenden Marketingkampagne zusammenarbeiten können, und Sie haben eine ganze Reihe von interaktiven Materialien, die Sie ihm zeigen möchten? Die Antwort kennen Sie bereits: das Metaverse.
Schauen wir mal über die Nasenspitze hinaus: Ein vollständig immersiver digitaler Raum könnte sich für das Erlernen von Sprachen ganz allgemein als äusserst nützlich erweisen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten in einem Online-Klassenzimmer mit einem Lernpartner «von Angesicht zu Angesicht» chatten, hochgradig interaktive Sprachaufgaben lösen oder sogar Sprachqualifikationen von Meta-Universitäten erwerben, die in der realen Welt genauso anerkannt sind. Gute Nachrichten für Übersetzer und Dolmetscher, die sich in neue, potenzielle Nischensprachen einarbeiten wollen. Und eine wunderbare Entwicklung, wenn es darum geht, Kulturen und Gemeinschaften kennenzulernen, zu bewahren und zu feiern.
Bedeuten mehr Daten auch höheres Risiko?
Cyberkriminalität ist ein riesiges Problem, mit dem fast jedes Unternehmen auf der Welt konfrontiert ist. Was passiert also, wenn wir eine völlig neue virtuelle Welt bewohnen und durch unsere Aktivitäten dort Berge von Daten generieren? Wie wir bereits erwähnten, sind Daten das neue Erdöl. Wer sie kontrolliert, besitzt sowohl online als auch in der realen Welt sehr viel Macht. In einem Artikel von CNBC wird darauf hingewiesen, dass Cyberkriminalität im Metaverse die Form eines «gehackten Avatars oder Deepfakes» annehmen könnte, bei dem ein Krimineller die Online-Identität einer Person übernimmt, um wie diese zu handeln, zu klingen und auszusehen. Auf diese Weise könnte er sich Zugang zu hochsensiblen Daten verschaffen, die er dann für alles Mögliche nutzen könnte, vom Spielen an der Börse bis zur blanken Erpressung.
Welche Risiken könnten sich daraus für die Übersetzung ergeben? Stellen Sie sich vor, Sie treffen sich im Metaverse mit einer Sprachdienstleistungsagentur, um ihr ein streng vertrauliches Dokument zu übergeben – aber Sie besprechen es unwissentlich mit einem gehackten Avatar, dessen Betreiber die Informationen dann an einen Ihrer Konkurrenten verkauft. Oder Sie machen alles richtig, aber die Agentur, mit der Sie zusammenarbeiten, gibt Ihre Daten trotzdem versehentlich an einen Dritten weiter.
Solche Situationen erfordern einfach überprüfbare Identifizierungsdaten, die es Einzelnen, Teams, Gemeinschaften und Unternehmen ermöglichen, sich gegenseitig sofort als echt zu erkennen. Dies erfordert auch eine vollständige Verschlüsselung für AR-/MR-/VR-Geräte, eine sehr hohe Endgerätesicherheit und Anstrengungen durch die Unternehmen selbst, «Theta-Hunting, Penetrationstests und Schwachstellen-Scans zu implementieren, um sicherzustellen, dass ihre Sicherheitssysteme sicher und kompromisslos sind», wie VentureBeat dies bescheinigt.
Nicht klar, was dies bedeutet? Noch ist Zeit, es zu lernen. Deshalb sind wir bei SwissGlobal nach ISO 9001, ISO 17100 und ISO 18587 zertifiziert und erfüllen die Anforderungen von ISO 27001 für vollständige Datensicherheit und Vertraulichkeit. Weil dies wichtig ist.
Den digitalen Nostradamus spielen
Einfach so zum Spass haben wir uns mal überlegt, was das Metaverse sonst noch zu bieten hätte. Unsere Top 5?
Nummer 1: Haben Sie schon einmal eine Aufnahme Ihrer eigenen Stimme gehört und gedacht, dass sie merkwürdig klingt? Gehen Sie ins Metaverse und Sie können ein ganz andere haben: Bereits heute entwerfen Unternehmen wie VocaliD «synthetische Sprachlösungen» für Marken und Menschen mit der Absicht, Stimmen zu schaffen, die vertrauenswürdig und beruhigend klingen (obwohl Sie vermutlich genauso gut eine Stimme bestellen könnten, die wie Nägel auf einer Kreidetafel klingt). Frohe Botschaft für Übersetzungsagenturen? Wenn es gelänge, der Stimme das Sprechen anderer Sprachen «anzutrainieren» – ähnlich wie beim Trainieren von Algorithmen für die neuronale maschinelle Übersetzung zum Beispiel –, könnte dies ein wichtiges neues Geschäftsfeld darstellen.
Nummer 2: Warum bei gefälschten Stimmen aufhören? Schliesslich können unsere Avatare (vermutlich) all das sein, was wir wollen. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie im Metaverse eine Klinik für plastische Chirurgie aufsuchen, um sich ein neues Gesicht gestalten zu lassen – oder wenn Sie sich nach einem Dokumentarfilm über Tintenfische als Kopffüsser reinkarnieren wollen. In der obskuren Welt der Deepfakes müssen sicherlich einige moralische Fragen aufgeworfen werden. Denn wie ethisch wäre es, in einer Online-Welt herumzulaufen und dabei wie Jack Nicholson oder Adele auszusehen? Die Technologie-Spezialistin Nina Schick befasst sich in verschiedenen lesenswerten Artikeln mit diesem Thema.
Nummer 3: Personalisierte Werbung. Dies ist sicherlich etwas, das wir in den letzten Jahren vermehrt gesehen haben. Unternehmen im Metaverse könnten jedoch Ihren digitalen Fussabdruck nutzen, um massgeschneiderte Werbung zu schalten, die genau dann bei Ihnen ankommt, wenn Sie am empfänglichsten sind. Ihre digitalen Augen verweilen auf dem perfekt modellierten Körper eines anderen Avatars? Schon kommt eine Werbung für ein All-in-One-Proteinpräparat. Und wissen Sie was? All diese Werbung muss übersetzt werden.
Nummer 4: Virtueller Landraub. Sie kennen diesen Spruch: Kaufe Land, es wird nicht mehr hergestellt. Und Investoren zahlen bereits Millionen, um an simulierten Boden zu kommen. Verhandlungen, Verträge, Genehmigungen, Korrespondenz: Das ist der Stoff, aus dem gute Übersetzungen und gutes Dolmetschen gemacht sind.
Nummer 5: Touristenführer fürs Metaverse. Wenn Sie das Kolosseum in Rom besichtigen, werden Sie wahrscheinlich mit einer Reisegruppe gehen oder ein Headset tragen, um alles über seine Geschichte in Ihrer Sprache zu erfahren. Warum sollte es also anders sein, wenn Sie das Metaverse erkunden? Es wird riesig sein – möglicherweise sogar unendlich gross. Und wenn Sie sich umschauen möchten, wäre es gut, eine Stimme zu hören, die Ihnen in Ihrer Muttersprache erklärt, was Sie sehen. Dies könnte eine weitere grosse Chance für Sprachdienstleister sein, von Anfang an mitzuwirken und eine zukünftige Welt mitzugestalten.
Werden sich diese Vorhersagen bewahrheiten? Schauen Sie in ein paar Jahren wieder vorbei und wir werden es Ihnen sagen.
Verstehen, indem man an vorderster Front steht
Wenn eine revolutionär neue Idee oder Technologie auftaucht, ist unsere erste Reaktion vielleicht, sie abzulehnen. Sie ist zu fantastisch. Sie wird sich nicht durchsetzen. Ihr Ausmass ist zum Erfassen einfach zu gross. Sie könnte ein beängstigendes Vorhaben sein. Wir von SwissGlobal sind jedoch der Meinung, dass es keinen Grund gibt, dem Metaverse ablehnend gegenüberzustehen. Als Frühanwender von maschineller Übersetzungssoftware bis hin zu modernsten Datensicherheitslösungen sind wir bereit, mit der Zeit zu gehen, unsere Dienstleistungen anzupassen und unseren Kunden weiterhin denselben fachkundigen Support zu bieten, den sie von uns gewohnt sind.
Es gibt eine neue (virtuelle) Welt da draussen und wir können es kaum erwarten, sie mit Ihnen zu erkunden.
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