Wie Untertitel einfach erstellt und richtig bearbeitet werden

Welche Vorgaben gilt es bei der Erstellung von Untertiteln einzuhalten und wie prüfe ich sie? Untertitel haben je nach Publikum verschiedene Zwecke:
- Sie erleichtern die Barrierefreiheit, sodass gehörlose oder schwerhörige Personen die gesprochenen und sonstigen akustischen Inhalte eines Videos übermittelt erhalten.
- Sie machen Videos einem breiteren Publikum zugänglich, indem sie die gesprochenen und akustischen Inhalte in einer anderen Sprache wiedergeben.
- Sie unterstützen das Verständnis von Videos in geräuschvollen Umgebungen oder Situationen, in denen die Lautsprecher nicht verwendet werden können und keine Kopfhörer verfügbar sind.
Daneben spielen Untertitel bei der Suchmaschinenoptimierung eine Rolle, können beim Sprachenlernen helfen oder auch die Zuschauerbindung erhöhen, da man damit nicht nur akustisch, sondern zusätzlich visuell stärker gebunden wird. Untertitel können aber auch genau das Gegenteil bewirken, nämlich, dass man ein Video oder einen Film nicht weiterschaut, wenn sie «schlecht» sind.
«Schlecht» könnte beispielweise bedeuten, dass die Untertitel sprachlich fehlerhaft sind oder zu viel Text erscheint, der in der Anzeigedauer nicht gelesen werden kann. Oder genau das Gegenteil: Ein Untertitel wird zu lange und vielleicht sogar über einen Szenenwechsel hinaus eingeblendet, sodass er entweder Verwirrung schafft dadurch, dass er doppelt gelesen werden kann oder aber nichts mehr mit der Handlung im Bild zu tun hat. Ich bin mir sicher, dass sich alle schon mindestens einmal über einen solchen Fall geärgert haben.
Doch wie erstellt man «gute» Untertitel? Dafür gibt es diverse Tools, die einen mehr oder weniger grossen Funktionsumfang und integrierte Prüfmechanismen mit sich bringen, mit denen Untertitel erstellt und bearbeitet werden können. Eines dieser Tools ist Subtitle Edit.
Subtitle Edit ist ein kostenloser Open-Source-Editor für Untertitel, der die Erstellung, Bearbeitung und Synchronisation von Untertiteln in über 300 Formaten ermöglicht. Mit Funktionen wie Audio-Visualisierung, Ermittlung von Szenenwechseln, Rechtschreibprüfung und diversen Prüfroutinen, die der Qualitätssicherung dienen, bietet dieses Tool umfassende Werkzeuge für präzises Timing und einwandfreie Untertitel.
Im Folgenden wollen wir uns die grundlegenden Funktionalitäten von Subtitle Edit anschauen.
Die Arbeitsumgebung von Subtitle Edit

Die Oberfläche von Subtitle Edit teilt sich in drei Hauptbereiche auf:
- Die Liste mit den Untertiteln sowie der Untertitel-Editor;
- der Videoplayer;
- und die Wellenform der Tonspur.
Der Videoplayer
Um die Untertitelung vorzubereiten, brauchen wir zunächst – wie beim Übersetzen – eine Ausgangsdatei, sprich die Videodatei, deren gesprochene Texte in Untertiteln wiedergegeben werden sollen. Das Video wird im rechten Bereich des Subtitle Edit-Fensters – oder auf Wunsch, z. B. bei der Arbeit mit mehreren Bildschirmen – in einem separaten Fenster angezeigt. Die darunter befindlichen Steuerknöpfe dienen dazu, das Video abzuspielen, zu stoppen oder die Lautstärke anzupassen.
Die Wellenform der Tonspur
Dieser Bereich scheint zunächst eher unwichtig, ist aber bei der Untertitelerstellung nicht wegzudenken: Hier wird die Tonspur visualisiert. Das heisst, dass man auf einer Zeitachse, die der Laufdauer des Videos entspricht, exakt festmachen kann, wo sich ein Geräusch – also das Gesprochene – «befindet». Je lauter das Geräusch, desto höher der Ausschlag. Das also ist unsere Orientierung dafür, wo ein Untertitel beginnen und enden soll. Wir können direkt auf der Tonspur einen Bereich markieren und daraus einen Untertitel erstellen:

Sobald die Untertitel erstellt sind, können wir sie auch auf der Zeitachse verlängern, verkürzen und gänzlich verschieben, damit sie eben schön mit dem Zeitpunkt des Gesprochenen übereinstimmen.
Die Untertitel-Liste und der Untertitel-Editor
Hier werden nach und nach die erstellten Untertitel aufgelistet und man hat die Möglichkeit, Untertitel zusammenzufügen oder zu splitten. Zu jedem Untertitel gehört die exakte Start- und Endzeit, auf Hundertstelsekunden genau angegeben. Diese Information gibt dem Videoplayer an, in welcher Zeitspanne die einzelnen Untertitel eingeblendet werden müssen.
Unterhalb der Untertitel-Liste befindet sich ein kleines Editor-Fenster, in dem die Untertitel-Texte erstellt und bearbeitet werden und links davon werden nochmals die Startzeit des aktuell bearbeiteten Untertitels, sowie dessen Dauer eingeblendet. Die Zeiten können auch dort angepasst werden.
Intuitiv und einfach, oder?
Genau, das Erstellen der Untertitelboxen ist einfach und intuitiv. Anspruchsvoller wird es erst bei der Transkription, also bei der Verschriftlichung des Gesprochenen. Jetzt kommt der Punkt, an dem man den Turnanzug anzieht, da man oftmals einen Spagat machen muss zwischen:
- Sprechgeschwindigkeit:
Ein sehr schneller Redner packt mitunter mehr Wörter in die zur Verfügung stehende Zeit, in der der Untertitel eingeblendet werden kann. Es muss also oftmals gekürzt werden. - Treue gegenüber der Rednerin:
Wird mehr gesprochen als im Untertitel zeichenmässig Platz verfügbar ist, muss gekürzt werden; aber in einer Art und Weise, dass der Inhalt nach wie vor dem entspricht, was die sprechende Person zum Ausdruck bringen wollte. - Satzstruktur:
Gerade wenn wir schweizerdeutsche Videos haben, die in Standarddeutsch untertitelt werden, muss für sprachliche Korrektheit oft die Reihenfolge des Satzes umgestellt werden, was dann vielleicht wiederum dem Sprechstil der Person nicht gerecht wird. - Darstellung:
Untertitel laufen meist über zwei Zeilen und sind gesamthaft maximal 40 bis 43 Zeichen lang (inklusive Leer- und Satzzeichen). Idealerweise sind die Untertitel eines Videos also alle ungefähr gleich lang und man versucht, nicht zu stark zwischen ein- und zweizeiligen Untertiteln abzuwechseln, da ein ständiger Wechsel zu nervös wirkt für das Auge. Gleichzeitig sollen Sinneseinheiten nicht auseinandergerissen werden. Kombiniert mit den tendenziell eher langen Wörtern im Deutschen oder längeren Wortgefügen beispielsweise im Französischen oder Italienischen, kann dieser Aspekt bei der Übersetzung von Untertiteln oft zur Knacknuss werden. Dass darüber hinaus idealerweise immer in der Pyramidenstruktur gearbeitet werden soll – also, dass die zweite Zeile länger sein sollte als die erste – macht das ganze Unterfangen nicht einfacher. - Vorgegebener Dauer und Mindestabständen:
Meist erhält man beim Untertiteln Vorgaben dazu, wie lange ein Untertitel mindestens eingeblendet werden muss, und wie lange er maximal eingeblendet sein darf. Zusätzlich ist geregelt, welchen zeitlichen Mindestabstand es zwischen den Untertiteln haben muss. Gerade bei schnellen Sprecher- und auch Szenenwechseln, wie sie besonders bei Social Media-Videos beliebt sind, wird das Einhalten dieser Vorgaben oftmals schwierig.
Das sind nur einige der Vorgaben, die es einzuhalten gilt. Alles, was davon technisch ermittelt werden kann, kann in Subtitle Edit voreingestellt werden. Die technischen Vorgaben für Netflix-Untertitel sind beispielsweise im nachfolgenden Screenshot ersichtlich:

Wie die Prüfroutine in Subtitle Edit hilft
Überschreiten wir beim Untertiteln nun eine oder mehrere der Vorgaben, zeigt Subtitle Edit uns dies mit einer roten Markierung an:
Hier wird die Anzeigedauer unter- oder überschritten:

Hier wird die maximale Zeichenzahl überschritten:

Hier wird die Sprechgeschwindigkeit überschritten (zu viel Zeichen für die vorgegebene Anzeigedauer):

Je nach Auftraggeber dürfen keine Meldungen der Prüfroutine mehr sichtbar sein. Bei anderen darf man gewisse Vorgaben wie beispielsweise die maximale Zeichenzahl um ein, zwei Zeichen über- oder die Mindestanzeigedauer um ein paar Zehntelsekunden unterschreiten.
Braucht es Sprachprofis für die Erstellung von Untertiteln?
Ja, es braucht die Sprachprofis noch. Denn obwohl viele Vorgaben technisch und automatisch überprüft werden können, müssen die angezeigten Fehler dennoch von jemandem behoben werden, der die jeweilige Sprache einwandfrei beherrscht. Gesprochene Texte folgen oftmals nicht den Regeln der geschriebenen Sprache, vergreifen sich in der Idiomatik oder sind von störenden Hintergrundgeräuschen oder auch von starken Akzenten oder Dialekten begleitet. Da muss selbst die professionelle, muttersprachliche Untertitelungs-Expertin das Video in einem Viertel der Geschwindigkeit oder noch langsamer laufen lassen, damit auch wirklich alle Wörter korrekt verstanden und korrekt wiedergegeben werden können. Zum Glück hilft uns Subtitle Edit aber auch dabei.
Rechtschreibprüfung ist ein Muss
Beim Beachten einer solchen Vielfalt von Vorgaben gehen Typos und Flüchtigkeitsfehler schnell unter. Daher empfiehlt es sich, auch bei der Erstellung von Untertiteln mindestens im Vier-Augen-Prinzip zu arbeiten und unbedingt auch die Rechtschreibprüfung durchlaufen zu lassen. Subtitle Edit ist standardmässig mit der Hunspell-Rechtschreibprüfung ausgestattet. Man kann aber auch via Plug-in auf die MS Word-Rechtschreibprüfung zurückgreifen, für die auf dem jeweiligen Rechner installierten Sprachen.
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